Warum die Unwissenheit?

von Jerry Dukes, B.A.
Übersetzung von Frank Senne

Angenommen Ladas, Whipple und Perry gehen recht in ihrer Annahme, das der G-Punkt beim Liebesspiel vieler Frauen eine Rolle spielt, warum ist seine Existenz dann nicht allgemein bekannt? Dafür werden verschiedene Gründe angeführt. Wenn Frauen des westlichen Kulturkreises über Sex sprechen, wird dies eher in verallgemeinerter Form, als über spezifische Themen getan. Eine Frau, die sich mit ihrer Freundin über ihr Sexleben austauscht, wird eher geneigt sein zu sagen, dass ihr Partner "gut im Bett" oder "nicht gut im Bett" ist. Seltener kommt es vor, das eine Frau detailliert beschreibt, was ihr Partner macht oder nicht. Diese Zurückhaltung ist wenig geeignet eine brauchbare Kommunikation über das Thema Sexualität in Gang zu setzen. Die westliche "Durchschnittsfrau", wenn der Begriff gestattet ist, lernt über Sex und Erotik, wenn sie überhaupt viel lernt, aus Frauenzeitschriften und Sex-Büchern.

Mit wenigen Ausnahmen jedoch, folgt die Sexualliteratur der vergangenen zwanzig Jahre, den Erkenntnissen von zunächst Alfred Kinsey und dann Masters und Johnson. Alle drei waren wichtige Pioniere der Sexualforschung, doch, wie mit allen Pionieren, war es leicht für sie Fehler zu machen. Alfred Kinsey und sein Forscherteam waren in den fünfziger Jahren damit beschäftigt herauszufinden welcher Teil oder welche Teile der weiblichen Genitalien die größte sexuelle Reizung verursachten. Drei männliche und zwei weibliche Gynäkologen testeten mehr als 800 Frauen, indem sie sechzehn vordefinierte Punkte der weiblichen Sexualorgane abtasteten, unter anderem die Klitoris, die großen und kleinen Schamlippen, die Hautoberfläche innerhalb der Vagina und den Muttermund. Um der Kritik der "Pseudowissenschaftlichkeit" zu entgehen, benutzten sie zu diesem Zweck ein Instrument, dass einem Q-Tip ähnelte. Der innerhalb der vorderen Vaginalwand verborgene G-Punkt, reagiert jedoch erst auf festen Druck und nicht sanfte Berührung. Kinsey und sein Team mussten also fälschlicherweise annehmen, das die Klitoris die empfindlichste Stelle darstellt und nicht die Vagina.

Masters und Johnson verstärkten diesen Eindruck weiter. Aufbauend auf den Studien Kinseys nahmen sie als gegeben hin, dass die Klitoris die einzige Quelle weiblicher sexueller Erregung sei. Freiwillige für ihr Testprogramm wurden auf der Basis der Leichtigkeit einen Orgasmus durch klitorale Stimulation auszulösen, ausgesucht.

Warum jedoch haben Ärzte oder Gynäkologen, im Allgemeinen, den G-Punkt nicht entdeckt? Ärzte werden dazu ausgebildet jede Aktion zu unterlassen, die in ihren Patienten eine sexuelle Reaktion hervorrufen könnte, aus Furcht davor, das ihre Absichten missdeutet werden könnten. Der G-Punkt ist jedoch solange nicht fühlbar, bis er entsprechend stimuliert wird. So wie ein Penis bei einer medizinischen Untersuchung schlaff bleibt, so bleibt die Vagina unstimuliert.

Von all den Ärzten die Vaginas untersucht haben, hat wahrscheinlich nicht einer von ihnen je den G-Punkt ertastet, aus dem einfachen Grund, das der G-Punkt nicht in einem Zustand sexueller Erregung angetroffen wurde.

Das Wissen um den G-Punkt ist seit bereits vielen Jahren verfügbar, wurde jedoch nicht verbreitet. Ladas, Whipple und Perry's Buch erwähnt die Publikation "A New View of a Woman's Body", herausgegeben im Jahre 1981 von der Federation of Feminist Women's Health Centres. Das G-Punkt Gewebe als "Urethralschwamm" bezeichnend stellte die Federation fest, das die Funktion dieser Stelle "die Ummantelung und der Schutz der Urethra sei, die durch den Blutstau erreicht würde und so als Puffer zwischen Penis und Urethra, während sexueller Erregung und Geschlechtsverkehr wirke." Die Feministinnen hatten den G-Punkt korrekt beschrieben, jedoch seine Funktion missinterpretiert.

Dr. Ernst Gräfenberg beschrieb ebenfalls diese Stelle und auch weibliche Ejakulationen in seiner Publikation aus dem Jahre 1950: "Die Rolle der Urethra beim weiblichen Orgasmus", jedoch scheint der Artikel keine weitere Beachtung gefunden zu haben.

Die wenigen Mediziner die Gräfenberg gelesen hatten und sich seiner Meinung anschlossen wurden ignoriert oder als verrückt angesehen. Urologe Dr. Bernard Hymel begann Operationen an Frauen die an ihn, auf Grund einer diagnostizierten Harnstressinkontinenz (unbeabsichtigter Ausfluss von Urin) beim Geschlechtsverkehr, überwiesen wurden, zu verweigern, da viele von ihnen, seiner Meinung nach, eine Ejakulation erlebten. Auf drei verschiedenen gynäkologischen Konferenzen versuchte Hymel seine Kollegen von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen, blieb jedoch erfolglos.

Die Unwissenheit über den G-Punkt und weibliche Ejakulationen werden unzähligen Frauen weltweit das Leben schwer gemacht haben. Eine 21-jährige Frau schrieb, das sie und ihr Ehemann überzeugt gewesen sein, das sie jedes Mal wenn sie Geschlechtsverkehr hatten (was sie vornehmlich in der Reiterposition, also die Frau oben sitzend, taten), auf ihn uriniert hätte. Das Ende vom Lied war, das der Mann auf sie urinierte, sie verließ und sich scheiden ließ. (Frauen die ein ähnliches Problem haben sollten ihren Partnern die Analyse des weiblichen Ejakulats, im Vergleich zu Urin, auf Seite 189 von Ladas, Whipple und Perry's Buch "Der G-Punkt", zeigen).

Andere Frauen berichteten, das sie sich ihr ganzes sexuelles Leben lang für eine Art Missgeburt gehalten haben. "Ich habe mein Geheimnis niemals preisgegeben, da ich in allen Artikeln über Sexualität immer nur gelesen habe, das so etwas unmöglich sei. Jahrelang habe ich mich gefühlt wie ein Freak oder eine Nymphomanin und ich bin überzeugt mein Mann denkt ebenso," schrieb eine 37-jährige Frau.

Die Bewegung der Feministinnen leistete unbeabsichtigt Hilfestellung bei der "Geheimhaltung" der Informationen über den G-Punkt und weibliche Ejakulation, in ihrem Bemühen die Abhängigkeit der Frau vom Mann zu reduzieren. Man meinte, das es der Sache dienlich sei, wenn die Aufmerksamkeit von der Vagina in Richtung Klitoris gelenkt würde. Verallgemeinert kann man sagen, das sie beschlossen nicht an die Existenz des vaginalen Orgasmus zu glauben.

Zusammenfassend bleibt sagen, das es nicht einfach ist, wie Ladas, Whipple und Perry feststellen mussten, in aller Öffentlichkeit mit Masters und Johnson und ihren Anhängern im Widerspruch zu stehen. Selbst noch im Jahre 1990, als der Autor eine Vorlesung an der Universität von Queensland, Australien besuchte, behauptete einer der Professoren kategorisch, das der einzige Auslöser des Orgasmus bei Frauen die Klitoris sei. Unter den Zuhörern befanden sich auch etwa einhundert männliche und weibliche Studenten, viele von denen vielleicht bis heute diese fälschliche Sicht vertreten. Als der Autor ihn im Anschluss an seinen Vortrag ansprach, sagte der Professor: "Die Frage des vaginalen Orgasmus ist sehr unpopulär bei meinen Kollegen in der Medizin." Von den Erkenntnissen des Autorenteams Ladas, Whipple und Perry hatte er nicht gehört und er war nicht zu überzeugen.

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